The Jewish Brigade: A Day With the Jewish Brigade – On Occupation in the City of Tornai, by Georges Blumberg – Aufbau, September 7, 1945

“But they know that they fought for a scattered but living people and a sunny land waiting for them.”

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An the same day of publication as the article “Jüdische Brigade begleitet Palästina-Reisende” (“Jewish Brigade Accompanies Palestine Travelers”) – September 7, 1945 – Aufbau published a much lengthier piece by Georges Blumberg about Jewish Brigade soldiers then stationed in the Belgian city of Tournai.  Rather than focus on the experiences of Brigade members during wartime, the author instead presented several brief, somewhat enigmatic (yet all the more fascinating for the details that were left out) semi-biographical vignettes about Brigade soldiers, with a seeming focus on officers.  These comprised glimpses into their life histories with glimpses into their professional and educational backgrounds, and, their thoughts what they shared in common as Jews, despite their often vastly different life experiences and educational backgrounds.  Blumberg concludes his article with thoughts about the future of the Jewish people, in the (then) Yishuv, which would – not yet known in 1945 – in three years become the nation-state of Israel.

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Ein Tag mit der Jüdischen Brigade
Als Besatzung in der belgischen Stadt Tournai

Tournai in Belgien ist ein ziemlich grosser Ort, gerade gegenüber der französischen Grenze.  Es hat alles, was man von einer Stadt in diesem Teil der Welt erwartet: ein Viertel, das von der Luftwaffe 1940 in Grund und Boden geblitzt wurde, eine Eisenbahnstation, die durch die Bombardierungen der Alliierten 1944 in Trümmer gelegt wurde, Fabriken, eine schöne, alte Kathedrale und Kasernen.

Vor dem Krieg war es die Garnison eines belgischen Regimentes; jetzt ist ein Bataillon der Jüdischen Brigade hier einquartiert.  Der grösste Teil der Brigade ist bereits weiter nach Holland marschiert.  Daher sieht man nur wenige Soldaten auf den verlassenen Strassen.  Wir treffen einen — einen kleinen Burschen.  Er scheint gefeiert zu haben und singt aus voller Kehle ein russisches Lied “Moyi dieti zadurieli” (Meine Kinder sind verrückt geworden).  “Warum?”, fragen wir ihn.  Zuerst scheint er überrascht, von einem “Amerikaner” auf Russisch angesprochen zu werden, aber etwas Jiddisch und Hebräisch helfen weiter.  Er entschuldigt sich: “ich habe ein bisschen getrunken!…  “ und er zeigt eine Flasche Branntwein, die er unter der Jacke seiner Uniform versteckt hatte.  “Weisst Du, meine ganze Familie ist in Polen geblieben.  Ich war auch in Polen, war Soldat in der polnischen Armee.  1939 wurden wir von den Russen gefangen genommen und in ein Kriegsgefangenenlager in Sibirien geschickt.” “War’s dort schlimm?” — “Na, gut kann’s doch nicht sein.” — “Aber ,sie bist Du nach Palästina und in die Brigade gekommen?” — “Frag’ lieber nicht.” — Wir fragten also nicht.

Wir gehen zusammen weiter zum Roten Kreuz Club.  Zwei jüdische Militärpolizisten sitzen dort und sehen sehr amtlich aus.  Nein, sie glauben nicht, dass die neue englische Regierung die Palästina-Politik ändern wird.  Aber sie sind nicht dazu aufgelegt, Politik zu diskutieren.  Am meisten interessiert sie, was mit der Brigade geschehen wird.  Jezt werden sie nach Holland geschickt, um SS-Gefangene zu bewachen — es scheint aber, dass sie gerade so gern wieder nach Hause gehen würden.  Sie sind Soldaten, wie alle anderen.

“Die Juden kommen!”

Tournai bei Nacht hat naturlich mit Paris bei Nacht gar kein Aehnlichkeit, Aber unsere Soldaten haben doch Rendezvous mit der Mädchen, sie tanzen und scheine mit der lokalen Bevölkerung sehr gut auszukommen.  “Wir denken ja alle gleich über die Deutschen,” sagt einer.

Als die Brigade auf ihrem Weg von Italien nach Belgien durch Deutschland fuhr, waren ihre Last wagen mit Aufschriften bemalt. “Die Juden kommen – kein Volk, kein Führer, kein Reich.”

“Heute ist V-J Tag”, sagt junger Leutnant.  “Du weisst doch dass das heisst ‘Victory for the Jews’”.  — “Du meinst ‘Victory over the Jews’, entgegnet ein alterer Captain.  Das reicht aber nicht, um eine politische Diskussion anzuregen.  Hier gibt es keine politischen Diskussionen; es ist eine Offiziers-Messe, wie alle anderen Offiziers-Messen, mit Witzen Kartenspielen, Getränken und Fachsimpelei.  Einige sehen sehr englisch aus, und die meisten Palästinenser sehen überhaupt nicht jüdisch aus.  Man muss sich mit Gewalt daran erinnern, dass die um den Tisch sitzenden Männer in Wien, Warschau, Prag, Wilna und Jerusalem geboren wurden.  Ein paar sind in Palästina geboren, einige kamen als kleine Jungen aus Russland und Polen dorthin, einige wenige wanderten erst kurz vor dem Kriege ein.  Aber alle sprechen das gleiche fliessende Hebräisch, auch Englisch, Jiddisch und oft Russisch.  Es bleibt also kein Zweifel, dass die ganze Gesellschaft jüdisch ist.

Manche haben ein leichtes Leben gehabt; sie waren in Europa, um Medizin oder Technik zu studieren.  Einige haben in Palästina das abenteuerreiche, arbeitsschwere aber doch sorgenlose Leben des freien Immigranten geführt.  Sie waren nacheinander Turnlehrer, Zeitungsverkäufer, Kellner, Metzger, Bäcker und Kerzen dreher.  Sie haben in Steinbrüchen und im Strassenbau gearbeitet.  Jetzt sind sie Offiziere, und dazu noch sehr typische.  Die Soldaten grüssen sie stramm, und schneidig erwidern sie den Gruss.

Jüdische Kanonen

Einer zeigt mir die Baracken.  “Hast Du schon einmal eine jüdische Kanone gesehen?”  Sie haben hier wirklich die Fünfundzwanzig-Pfünder von der Brigade-Artillerie, gerade in einer Reihe aufgestellt, sauber, zugedeckt.  Sie haben auch eine koschere Küche für die 57 Mann im Bataillon, die auf koscheres Essen bestehen.  Aber die Langeweile beim Schälen die koscheren Kartoffeln ist der im anstossenden unkoscheren Raum sehr ähnlich.  Wir fragen, ob und wie die koscher Essenden sich von den anderen unterscheiden.  ‘‘Die Orthodoxen kämpfen noch fanatischer”, sagt unser Offizier.

Soldaten kommen mit verschiedenen Anliegen.  Natürlich sagen sie “Adoni” statt “Sir”, aber wie sie stramm stehen und worüber sie reden — alles hat ganz gewöhnlich militärischen Charakter.

Die jüdische Brigade ist nicht rein palästinensisch.  Sie hat eine kleine Beimischung von englischen Offizieren und Soldaten.  Der da muss auch ein Engländer sein.  Er ist über sechs Fuss gross, ist rothaarig und -häutig, mit riesigem Kopf, Händen und Füssen.  Er sieht massiger aus als der Jeep, den er lenkt und seine Kehllaute hören sich kaledonisch an.  Er wohnt in Glasgow und wurde in Irland geboren.  Wie er in die Brigade gekommen ist?  “Achtunddreissig Jahre lang versuchte ich, in die englische Marine hineinzukommen — sie wollten mich nicht haben, weil meine Eltern Russen sind.  Mein Name ist Goldie.  Ian Goldie.  Ian bedeutet Israel”.  Das ist also unser Schotte!

Einer der Offiziere sieht sehr jüdisch aus.  Und gerade er hat die aller-englischste Aussprache.  Er ist englischer Jude — Zionist.  Ich frage ihn, was er für Nachkriegs-Pläne hat.  “Zurückgehen in mein Rechtsanwaltsbüro in London”, ist die Antwort.

Hoffnung auf eine jüdische Armee

Keiner der Offiziere der Brigade nahm das Wort “Zionismus” auch nur in den Mund.  Sie haben über die letzte zionistisch – politische Entwicklung keine Kommentare zu geben.  Palästina ist ihr Land und das Land aller Juden; das ist eine Selbstverständlichkeit.  Was sie interessiert, sind nicht politische Probleme, sondern die Probleme des täglichen Lebens: wie man Arbeit und Heimstätten für die zurückkehrenden Soldaten in Palästina schaffen kann.  Ein paar hoffen, in der Armee bleiben zu können, d. h. wenn es eine Jüdische Armee geben wird.  Sie vor trauen darauf, dass die Männer der Brigade zusammenhalten und ihre Probleme gemeinsam lösen werden.

Die Jüdische Brigade zieht weiter nach Holland.  Dort wird sie zwischen der Nordsee und der Zuydersee stationiert sein, “be malkhut ale yam Arpalli” (im Bereich des nebel dräuenden Meeres), wie ein hebräischer Dichter sagt.  Das ist ungefähr so weit, wie ein Ort in Europa von Palästina nur entfernt sein kann, und in einem Land, in dem nur ein Jude unter zehn am Leben blieb.  Aber sie wissen, dass sie für ein verstreutes, aber lebendiges Volk und für ein sonniges Land, das auf sie wartet, gekämpft haben.

Georges Blumberg

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A Day With the Jewish Brigade
On Occupation in the Belgian City of Tournai

Aufbau
September 7, 1945

Tournai in Belgium is a pretty big place, just opposite the French border.  It has everything one expects of a city in this part of the world: a quarter that was flattened by the German Air Force in 1940, a railroad station that was shattered by the Allied bombing in 1944, factories, one beautiful old cathedral, and barracks.

Before the war it was the garrison of a Belgian regiment; now a battalion of the Jewish Brigade is quartered here.  Most of the brigade has already marched on to Holland.  Therefore, only a few soldiers can be seen on the deserted streets.  We meet one – a small guy.  He seems to have celebrated and sings out of his throat a Russian song “Moyi dieti zadurieli” (My children have gone crazy).  “Why?”  We ask him.  At first he seems surprised to be addressed by an “American” in Russian, but some Yiddish and Hebrew continue to help.  He apologizes: “I had a bit of a drink!…” and he shows a bottle of brandy, which he had hidden under the jacket of his uniform.  “You know, my whole family stayed in Poland.  I was also in Poland; was a soldier in the Polish army.  In 1939 we were captured by the Russians and sent to a POW camp in Siberia.”  “Was it bad there?”  –  “Well, well, it can not be.” — “But you came to Palestine and the brigade?”  –  “Do not ask.”  –  So we did not ask.

We continue together to the Red Cross Club.  Two Jewish military police sit there and look very official.  No, they do not believe that the new British government will change the Palestine policy.  But they are not inclined to discuss politics.  They are most interested in what’s going to happen to the brigade. Now they are sent to Holland to guard S.S. prisoners – but it seems that they would love to go home.  They are soldiers, like everyone else.

“The Jews Are Coming!”

Tournai at night, of course, has no resemblance to Paris at night, but our soldiers have rendezvous with the girls, they dance and seem to get along very well with the local population.  “We all think the same about the Germans,” says one.

When the brigade was driving through Germany on their way from Italy to Belgium, their trucks were painted with inscriptions.  “The Jews are coming – no people, no leaders, no empires.”

“Today is V-J day,” says the young lieutenant.  “You know that means Victory for the Jews.”  “You mean Victory over the Jews,” replies an older Captain.  But that’s not enough to stimulate political discussion.  There are no political discussions here; it’s an officer’s mess like all other officer fairs, with jokes playing cards, drinks and shop talk.  Some look very English, and most Palestinians do not look Jewish at all.  It is necessary to remember by force that the men sitting around the table were born in Vienna, Warsaw, Prague, Vilna and Jerusalem.  A few were born in Palestine, some came there as little boys from Russia and Poland, a few immigrated shortly before the war.  But all speak the same flowing Hebrew, also English, Yiddish and often Russian.  So there is no doubt that the whole society is Jewish.

Some have had an easy life; they were in Europe to study medicine or technology.  Some have led the adventurous, hard-working but carefree life of the free immigrant in Palestine.  They were successively gymnastic teachers, newspaper sellers, waiters, butchers, bakers, and candle makers.  They worked in quarries and in road construction.  Now they are officers, and very typical.  The soldiers greet them tightly, and they swiftly reciprocate the greeting.

Jewish Cannon

One shows me the barracks.  “Have you ever seen a Jewish cannon?”  They’ve really set up the Twenty-Five Pounders of the Brigade Artillery, straight in a row, clean, covered.  They also have a kosher kitchen for the 57 men in the battalion who insist on kosher food.  But the boredom when peeling the kosher potatoes is very similar to that in the adjoining non-kosher room.  We ask if and how kosher people are different from others.  “The Orthodox are fighting even more fanatically,” says our officer.

Soldiers come with different concerns.  Of course, they say “Adoni” instead of “sir”, but how they stand and talk about what they are talking about – everything is usually of a military nature.

The Jewish Brigade is not purely Palestinian.  It has a little admixture of English officers and soldiers.  One must be an Englishman.  He is over six feet tall, red-haired and -skinned, with a huge head, hands and feet.  He looks more massive than the jeep he steers and his jeers sound Caledonian.  He lives in Glasgow and was born in Ireland.  How did he get into the brigade?  “For thirty-eight years I tried to get into the British Navy – they did not want me because my parents are Russians.  My name is Goldie.  Ian Goldie.  Ian means Israel.”  So that’s our Scot!

One of the officers looks very Jewish.  And he has the most English-speaking pronunciation.  He is an English Jew – Zionist.  I ask him what he has for post-war plans.  “Going back to my law office in London” is the answer.

Hope for a Jewish army

None of the officers of the brigade even took the word “Zionism” into their mouths.  They do not have to comment on the last Zionist political development.  Palestine is their land and the land of all Jews; that is a matter of course.  What interests them are not political problems but the problems of daily life: how to create work and homes for the returning soldiers in Palestine.  Some hope to stay in the army, i.e. if there will be a Jewish army.  They trust that the men of the brigade will stick together and solve their problems together.

The Jewish Brigade moves on to Holland.  There it will be stationed between the North Sea and the Zuiderzee, “be malkhut ale yam Arpalli” (in the area of the mist-drenched sea), as a Hebrew poet says.  This is about as far as a place in Europe can be removed from Palestine, and in a country where only one Jew under ten remained alive.  But they know that they fought for a scattered but living people and a sunny land waiting for them.

Georges Blumberg

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